Deren Verankerungsprinzip unterscheidet sich von den herkömmlichen
Schäften dadurch, dass diese Prothesen vom Schenkelhals getragen werden.
Dieser Knochenanteil würde bei einer normalen Prothese mit dem Kopf reseziert.
Somit ergibt sich hier ein knochensparender Effekt.
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Röntgenbild einer sog.
Kurzschaftprothese
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Zum Vergleich: ein konventioneller
Schaft in zementfreier Technik
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Auch diese Versorgungsform ist nicht ganz neu. Der erste derartige Schaft stammt aus den USA (Mayo Schaft) und wurde bereits 1980 entwickelt. Die 10Jahres Standzeiten waren gut, was zur weiteren Propagierung dieser Prothesen führte. Allerdings wurden die Auswahlkriterien für die Patienten sehr streng gestellt.
Mittlerweile haben weitere Firmen diesen Schaft in ihr Portfolio aufgenommen, so dass wieder eine verwirrende Vielfalt entstanden ist.
Als Operateur gestaltet es sich häufig sehr schwierig mit den neuen Implantaten Erfahrung zu sammeln, da sie (ähnlich wie in der Autoindustrie) durch neue Modelle ersetzt werden. Auch eine fundierte Langzeitnachuntersuchung (über 10 15 Jahre) ist deswegen oft nicht möglich. Aus diesem Grund bieten wir unseren Patienten nicht immer „das Neuste“ an, und greifen stattdessen auf erprobte und bewährte Implantate zurück.
Aufgrund der noch unklaren Langzeitverläufe empfehlen wir die Kurzschäfte nur jungen Patienten (um das 50. Lebensjahr), ohne beeinflussenden Voroperationen und ohne abnormen Fehlstellungen im HalsSchaft-Bereich.
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Als Standardimplantate sind immer noch die „langen“ Schäfte anzusehen. Trotz weiterer Verbesserungen handelt es sich um eine homogene Gruppe mit gesichert guten Langzeitergebnissen. Wenn es die Knochen-qualität zulässt, bemühen wir uns diese in zementfreier Technik einzusetzen.
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Die Pfanne besteht aus einer Metallhalbschale. Die spezielle Beschichtung ermöglicht das Einwachsen des Knochens (sog. Osteointegration) und somit dauerhafte Befestigung des Implantats. Somit handelt es sich ebenfalls um eine zementfreie Versorgung.
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Zementfreie Pfanne
mit Polyäthyleninlay
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In diese Metallschale wird ein „Innenleben“ (sog. Inlay) aus Kunststoff (Polyäthylen) oder Keramik eingesetzt. In seltenen Fällen wird lediglich eine Kunststoffschale (Polyäthylen) direkt im Knochen einzementiert.
Auf den Schaft wird eine Kugel (Kopf) aufgesetzt, der entweder aus Metall oder Keramik besteht.
Das Inlay auf der Pfannenseite und der Kopf auf der Schaftseite ergeben die sog. Gleitpaarung des Gelenks. Es herrscht keine Einigkeit aus welchem Stoff die Gleitkomponenten bestehen sollen.
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Die Keramik zum Beispiel zeigt den geringsten Abrieb, was im Hinblick auf die Langzeitbenutzung der Prothese gut ist. Dafür ist dieses Material relativ spröde, was bei Stoßbelastung (z. B Springen) zu Brüchen führen kann. Beim Polyäthylen ist der Sachverhalt genau umgekehrt.
Es ist erlaubt Keramik und Polyäthylen zu kombinieren
(Keramik und Metall jedoch nicht).
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Rechts im Bild: ein polierter (zementierter) und beschichteter Schaft. In der Mitte: Röntgenaufnahme einer implantierten Prothese. Links oben: zementfreie und zementierte Pfanne; links Mitte: Keramikinlay (rosa), Polyäthyleninlay; links unten: Keramik- und Metallköpfe.
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Die zweite Säule unserer Behandlungsstrategie betrifft den operativen Zugang.
In den letzten Jahren ist der Begriff: „minimal invasive Endoprothetik“ sehr populär geworden. Dieses Modewort wird jedoch unterschiedlich aufgefasst. Mancherorts wird darunter lediglich ein kleinerer Schnitt verstanden. Dann wiederum minimale Knochenresektion, geringerer Blutverlust oder schonender Umgang mit den der Hüfte umgebenden Weichteilen (Muskeln und Sehnen). Der Vorteil soll in einer schnelleren und beschwerdearmen Rehabilitation liegen. Auch im Hinblick auf spätere Wechseloperationen ist die Bedeutung dieses Verfahrens unbestritten.
Angesicht des hohen Schwierigkeitsgrads, aufgrund der geringeren Übersicht, ist bei dieser Operationstechnik eine große operative Erfahrung notwendig.
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Narbe 11 Tage nach der OP
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Von den minimal invasiven Zugängen haben wir den sog. vorderen minimal - invasiven gewählt AMIS (Anterior Minimal Invasiv - Surgery). Der Vorteil liegt in unseren Augen darin, dass es der kürzeste Weg zum Hüftgelenk ist. Wir sind in der Lage eine Hüftprothese zu implantieren, ohne einen Muskel oder Sehne abzutrennen.
Viele Patienten profitieren davon schon direkt nach der Operation. Sie benötigen weniger Schmerzmittel und sind früher mobil. Das kosmetische Ergebnis kommt hinzu (s.l.).
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Im Rahmen einer Doktorarbeit im Krankenhaus Brakel (frühere Wirkungsstätte des Verfassers) konnte gezeigt werden, dass im Vergleich zur konventionellen Technik, sich die Patienten nach der Hüft - OP schneller erholt haben.
Der Patient wird auf einem speziellen Tisch gelagert, wobei das zu operierende Bein in einer Zugvorrichtung gelagert wird.
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Mit Hilfe dieser lässt sich das Bein mühelos positionieren um die bestmögliche Stellung des Hüftgelenkes zur Implantation der Prothese zu bekommen. Die sog. Landmarken und die Schnittführung werden auf der Haut eingezeichnet.
Dann erfolgt ein ca. 10 cm langer Hautschnitt auf der Vorderseite des Hüftgelenks.
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In der Tiefe wird zickzackartig präpariert,
wobei die Muskeln lediglich beiseite
geschoben werden.
Hüftgelenk mit umliegender Muskulatur
im Querschnitt. Die blaue Linie zeigt den
Weg zum Gelenk (s.l.).
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Nach Durchtrennung der Haut erscheint in der Tiefe Muskulatur die lediglich auseinander gedrängt und mit speziellen Spreizern gehalten wird.
Nach Darstellung des Hüftgelenks werden spezielle Spreizer eingesetzt und der Schenkelhals wird (wie üblich) mit einer Säge durchtrennt.
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Das Prinzip der Hüfgelenksdarstellung beim minimal invasiven Zugang.
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Schematische Darstellung des Sägevorganges am Schenkelhals
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Der abgesägte Kopf wird nun mit einer Art Korkenzieher entfernt.
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Speziell geformte Fräsen für die AMIS
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Die Pfanne wird mit Hilfe von speziell gewinkelten Fräsen zum Einsetzen der Schale präpariert.
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Pfannenfräse im Detail
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Nach Entfernung des Kopfes wird die ursprüngliche Pfanne „rundgefräst“.
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Einschlagen der Pfanne
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Dann erfolgt das Einschlagen der definitiven Pfanne. Diese befestigt sich nach sog. Press fit Prinzip. Das bedeutet, dass der letzte Fräsaufsatz im Durchmesser kleiner ist als die einzuschlagende Pfanne. Somit verklemmt sich die „übergroße“ Pfanne in den vorpräparierten Knochen.
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Pfanne mit Inlay; links: Polyäthylen, rechts: Keramik
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Als nächstes wir das Inlay in die eingeschlagene Pfanne eingesetzt und verklemmt. Somit ist die Pfannenpräparation beendet.
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Oberschenkel, nachdem der Hals abgesägt wurde. Hier werden die Raspeln eingeführt
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Als nächstes wird der Schaft eingesetzt.
Das Bein wird mit Hilfe der Haltevorrichtung
so eingestellt, dass der angesägte Oberschenkelanteil durch die kleine Hautöffnung zum Vorschein kommt.
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Schaftraspeln mit spezieller Griffhalterung für die minimal invasive - Implantation.
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Der Oberschenkel wird mit speziellen
Raspeln in aufsteigender Größe bearbeitet.
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